Am 27. Oktober 2011 fand in Zagreb die 8. Ordentliche Mitgliederversammlung der Deutsch-Kroatischen Industrie- und Handelskammer statt. Gemäß der Satzung erstatteten Vorstand, Schatzmeister, Wirtschaftsprüfer und Rechnungsprüfer ihre Berichte. Diese wurden einstimmig bestätigt.
Im anschließenden Pressegespräch betonte Ralf Blomberg, Vorstandsvorsitzender der Deutsch-Kroatischen Industrie- und Handelskammer, dass sich die 310 Mitglieder der Kammer nicht dadurch entmutigen lassen sollten, dass das von vielen erhoffte deutliche Wachstum in den deutsch-kroatischen Wirtschaftsbeziehungen noch nicht eingetreten ist. Angesichts der vor Kroatiens Wirtschaft stehenden anspruchsvollen Aufgaben und auch großer Chancen gibt es für deutsch-kroatische Kooperationen nach wie vor großes Potenzial, zu dessen Erschließung die Kammer mit Hilfestellungen und Dienstleistungen weiter beitragen will.
Blomberg betonte, dass der erfolgreiche Abschluss der Beitrittsverhandlungen Kroatiens mit der Europäischen Union Ende Juni ein auch für die Arbeit der Deutsch-Kroatischen Industrie- und Handelskammer herausragendes Ereignis im zurückliegenden Jahr war.
„Kurz vor Weihnachten wird der Beitrittsvertrag unterschrieben, so dass – wenn die Volksabstimmung in Kroatien, die Ratifizierungsprozesse in den 27 Mitgliedsländern der EU und der Monitoringprozess wie zu erwarten positiv verlaufen, Kroatien am 1. Juli 2013 der 28. Mitgliedsstaat der EU sein wird. Aus Sicht der überwiegenden Mehrheit der Kammermitglieder ist das trotz der gegenwärtigen Probleme in der EU ein sehr erstrebenswerter Schritt“. Er verwies darauf, dass dieser Schritt mit vielen zusätzlichen Chancen verbunden ist und erklärte: „Wir hoffen gleichzeitig, dass das auch zu der notwendigen Vereinfachung der administrativen Abläufe und zur Stärkung der politischen Stabilität beitragen wird. Der vor wenigen Wochen veröffentlichte aktuelle Fortschrittsbericht der EU hat die bis dahin noch zu lösenden Aufgaben deutlich benannt und betont, dass die Überwindung der noch bestehenden strukturellen Schwächen der kroatischen Wirtschaft eine wichtige Voraussetzung dafür sind, dem Druck des EU-Marktes standhalten zu können. Dabei konnten und können deutsch-kroatische Kooperationen sehr hilfreich sein. Als bilaterale Kammer wollen wir uns dazu weiter einbringen.“
Im Bericht des Vorstands an die Mitgliederversammlung wurde auf wichtige Aktivitäten der Kammer zur Förderung der deutsch-kroatischen Wirtschaftsbeziehungen in den letzten zwölf Monaten verwiesen. So wurde mit dem Besuch des damaligen Bundeswirtschaftsministers Rainer Brüderle an der Spitze einer Wirtschaftsdelegation im November letzten Jahres in Zagreb das Interesse der deutschen Wirtschaft und der Bundesregierung am Ausbau der Beziehungen mit kroatischen Partnern deutlich unterstrichen. Anlass der Reise war die Einladung der Kammer an den Minister zu einer Vortragsveranstaltung vor Kammermitgliedern und Gästen.
Da vom Anteil an den deutsch-kroatischen Wirtschaftsbeziehungen her Bayern und bayerische Unternehmen eine besondere Rolle spielen, hatten der Besuch von Martin Zeil, stellvertretender Bayerischer Ministerpräsident und Staatsminister für Wirtschaft, Infrastruktur, Verkehr und Technologie, und die Gespräche der ihn begleitenden Unternehmer am 1. Juni 2011 einen sehr hohen Stellenwert.
Erst vor drei Wochen besuchte eine von Ministerpräsident Platzeck geleitete Unternehmerdelegation aus Brandenburg Zagreb. Für die Brandenburger Unternehmerdelegation konnte die Deutsch-Kroatische Industrie- und Handelskammer Fachgespräche und Treffen mit potenziellen Kooperationspartnern organisieren.
Bezugnehmend auf die Investorenkonferenz in Zagreb am 10. und 11. Oktober hob Blomberg die Mitwirkung von Mitgliedsunternehmen der Kammer in den Konferenz-Panels hervor. Unter Verweis auf den in kroatischen Medien in Auswertung der Konferenz konstatierten deutlichen Schwenk der Regierung hin zu einer weiten Öffnung der Tür für Investoren aus der ganzen Welt betonte er: „Als Kammer können wir sicherlich für uns in Anspruch nehmen, mit unserem beständigen Werben für den Ausbau der deutschkroatischen Wirtschaftsbeziehungen und für die besondere Unterstützung von beiderseitig vorteilhaften Projekten dazu einen Beitrag geleistet zu haben – allein und gemeinsam mit Verbündeten und Kooperationspartnern.“
Als ein konkretes Beispiel dafür erwähnte er die Gespräche anlässlich des Besuchs einer Delegation des Ost-Ausschusses, eines deutschen Wirtschaftsvereins mit dem Schwerpunkt Beziehungen zu Osteuropa, am 12. Oktober in Zagreb: „Beim Treffen der Delegation mit Premierministerin Kosor, Vizepremier Milošević und Minister Popijač habe ich den mit dem deutschen Bundeswirtschaftsministerium und dem Ost-Ausschuss abgestimmten Vorschlag unterbreitet, für die Verfolgung der aus Sicht beider Länder wichtigen Projekte und für die Hilfe bei auftretenden Problemen eine Task-Force auf Arbeitsebene zu gründen.
Ziel ist es, die vorhandene Übereinstimmung auf oberster politischer Ebene stärker für die Förderung und Beschleunigung konkreter Projekte nutzen zu können. Der Vorschlag stieß auf kroatischer Seite auf Zustimmung. Zur Task-Force werden jeweils ein Vertreter der Deutsch-Kroatischen Industrie- und Handelskammer, des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie und des Ost-Ausschusses gehören. Es ist geplant, dass nach Benennung der Teilnehmer auf kroatischer Seite die Task-Force zum ersten Mal Anfang nächsten Jahres zusammentritt.“